Botox-Therapie
Das Nervengift Botox kann chronische Migräne lindern, seit September 2011 ist es in Deutschland zur Linderung entsprechender Symptome zugelassen. Allerdings, so rät Hans-Christoph Diener von der Deutschen Gesellschaft für Neurologie (DGN), sollte Botox nur zur Therapie regelmäßiger und schwerer Migräneanfälle eingesetzt werden. "Die Behandlung sollte auch nur im Einzelfall und von erfahrenen Kopfschmerzspezialisten durchgeführt werden", betont er.
Schätzungen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) zufolge leiden 10 Prozent aller Erwachsenen weltweit an Migräne und 1,7 Prozent bis 4 Prozent aller Erwachsenen leiden an mindestens 15 Tagen im Monat an Kopfschmerzen. Laut der WHO gehört Migräne sogar zu den 20 am stärksten behindernden Krankheiten der Welt.
Bei Migräne handelt es sich um eine neurologische Erkrankung, die durch eine Reihe spezifischer Symptome gekennzeichnet ist, die mehrere Stunden oder auch Tage andauern können. Die Heftigkeit der einzelnen Migräneanfälle kann stark variieren, wobei die typischen Symptome zusätzlich zu den Kopfschmerzen von Licht-, Geräusch- und Bewegungsempfindlichkeit bis zu Übelkeit und Erbrechen reichen können. Generell ist bei Patienten, die an chronischer Migräne leiden, diese so weit fortgeschritten, dass sie an mehr Tagen an Migräne oder migräneartigen Symptomen leiden, als sie migränefrei sind.
Wer besonders häufig Kopfschmerzen und Migräne hat, leidet unter Umständen an einer Chronischen Migräne. Vielen Betroffenen und auch Ärzten sind der Begriff und auch die Erkrankung noch unbekannt, denn sie wurde erst vor wenigen Jahren als eigenständige Krankheit erkannt und abgegrenzt. Dabei leben in Deutschland schätzungsweise 1,5 Millionen Menschen mit Chronischer Migräne, d.h. dass die Betroffenen an mindestens 15 Tagen im Monat Kopfschmerzen haben.
Chronische Migräne kann das Leben
sehr einschränken. Wer an mehr als der Hälfte der Tage im Monat unter Kopfschmerzen
oder Migräne-Attacken leidet, kann nur noch schwer einen normalen Alltag
leben. Viele Betroffene fallen oft im Beruf aus und haben Schuldgefühle,
z. B. weil sie sich nicht mehr so intensiv um ihre Familie kümmern können.
Nicht selten entwickeln Menschen mit Chronischer Migräne eine Depression.
Eine Chronische Migräne entwickelt sich immer aus einer "normalen" Migräne
heraus. Diese wird in der Medizin als Episodische Migräne bezeichnet. Die
Symptome der Episodischen Migräne und der Chronischen Migräne sind dieselben.
Die Migräne-Attacken treten bei der Episodischen Migräne allerdings viel
seltener auf.
Zwischen den Anfällen können hier Wochen, manchmal Monate liegen. Die Zulassung für den Einsatz von BOTOX bei der chronischen Migräne erhalten nur Kopfschmerzspezialisten, die in für Einsatz von Botox ausgebildet wurden.
Ich als Kopfschmerzspezialist kann und darf diese Therapie bei gegebener Indikation vornehmen und verfüge über die entsprechende Expertise und Erfahrung.
Nach der gesetzlichen Zulassung ist Botulinumtoxin A (Botox) „zur Linderung der Symptome bei erwachsenen Patienten, die die Kriterien einer chronischen Migräne erfüllen und die auf prophylaktische Migränemedikation nur unzureichend angesprochen oder diese nicht vertragen haben“ zugelassen. Eine Zulassung für andere Kopfschmerzformen besteht nicht.
Nachdem in Kasuistiken die Wirkung von Botulinumtoxin Typ A bei Migräne beschrieben wurde, erfolgte zunächst der vergebliche Versuch eines Wirkungsnachweises bei der häufigeren episodischen Migräne. Erst durch das PREEMPT-Studienprogramm mit Botox® in der Behandlung der chronischen Migräne konnte ein Wirknachweis für diese schwer betroffene Subpopulation erbracht werden. Damit steht erstmals eine wirksame und verträgliche Behandlungsoption zur Prophylaxe der chronischen Migräne zur Verfügung, die jedoch in ein therapeutisches Gesamtkonzept eingebunden werden muss. Die Erstzulassung von Botox® für die Indikation “Vorbeugung von Kopfschmerzen bei Erwachsenen mit chronischer Migräne (≥15 Kopfschmerztage, ≥ 8 Tage mit Migräne pro Monat) erfolgte im Jahre 2010 in England und den USA. Die Zulassung in Deutschland ist vom Bundesamt für Arzneimittel und Medizinprodukte für Deutschland am 23. September 2011 erfolgt.